Breslau hat im Laufe seiner Geschichte viele Herrscher gesehen. Aber nur1945 folgte auf die Verschiebung der Staatsgrenzen ein vollständigerBevölkerungsaustausch. Die Deutschen wurden aus Breslau vertrieben unddurch Polen ersetzt, von denen viele ihrerseits Vertriebene aus dem an dieSowjetunion gefallenen Ostpolen waren. Für die meisten Ansiedler bliebBreslau lange eine fremde Stadt, die, so die verbreitete Furcht, früheroder später wieder an die Deutschen fallen würde. Noch bis in diefünfziger Jahre war die beim Kampf um die "Festung" Breslau in den letztenKriegsmonaten zerstörte Stadt eine Trümmerwüste. Doch im diplomatischenRingen um die Oder-Neiße-Grenze war Breslau von so herausragenderpolitischer Bedeutung, dass der polnische Staat und seine Gesellschaft ingemeinsamer Anstrengung darangingen, Breslau wieder aufzubauen und zueiner glänzenden Metropole zu machen. Der Autor schildert, wie sich derBruch von 1945 aus der Perspektive Breslaus ausnahm, wie man aus einerdeutschen eine polnische Stadt zu machen versuchte und wie sich dies imStadtbild niedergeschlagen hat. Breslaus deutsche Geschichte wurde langeverdrängt und ihre Spuren beseitigt. Heute jedoch wird sie von denpolnischen Breslauern als Teil einer besonderen lokalen Identitätwahrgenommen. Breslau erfindet sich noch einmal neu. "So umfangreich wieGregor Thum hat noch niemand die verschiedenen Aspekte jenes Erdrutschesbeschrieben, bei dem eine Stadt nicht nur einem anderen Staat zugeschlagenwurde, sondern auch komplett seine Einwohnerschaft auswechselte."Westdeutscher Rundfunk "Das Buch ist Ausdruck einer Geschichtsschreibung,die ich im besten Sinne als kritisch, aufklärerisch und orientierendempfinde." Wolfgang Thierse "...gerade für deutsche Leser eine spannendeLektüre ..." Adam KrzeminskiGregor Thum, 1967 in München geboren,studierte Geschichte und Slavistik in Berlin und Moskau. Er war von 1995bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Viadrina in Frankfurt ander Oder. Heute lehrt er Geschichte an der University of Pittsburgh in denUSA. Sein Buch "Die fremde Stadt" (2003) wurde sowohl mit dem EuropaSonderpreis des VBKI (Verband der Berliner Kaufleute und Industriellen)als auch mit dem Georg Dehio-Buchpreis 2004 ausgezeichnet.